Prof. Dr. Manuel Trummer unterrichtet Vergleichende Kulturwissenschaften an der Universität Regensburg und ist zudem Gitarrist der Heavy Metal / Doom Metal Band Atlantean Kodex, die ja dem geneigtem Leser bekannt sein dürfte. Trummer befasste sich bereits in seiner Dissertation mit Transformationen und Erscheinungsformen der Traditionsfigur des Teufel in der Rockmusik und ist somit quasi inhaltlich schon seit langer Zeit bestens mit dem Thema seines Buches "Highway to hell - Das Satanische im Heavy Metal" vertraut. Dieses Buch ist der dritte Teil der "Metalbook"- Reihe des Kohlhammer-Verlags, in welcher Sachbücher zu Themen aus dem Metal-Kosmos erscheinen (Besprechung des ersten Teils der Serie, Dr. Hartmut Rosas Werk zum Begriff der Resonanz siehe hier). An dieser Stelle wird allerdings die Hörbuch-Variante besprochen, welche bei CC-live erschienen ist, und es mit vier CDs auf eine Gesamtspielzeit von über fünf Stunden bringt. Besonders schön ist dabei die Gestaltung der CDs in Vinyl-Optik mit einem jeweilig andersfarbigen Label. Claus Vester ist als Sprecher zahlreicher Hörbücher bekannt; u.a. auch als deutsche Stimme von Rychard Rycroft (Master Wolkan) in "Game of Thrones". Als weitere Sprecher fungieren Alexander Wohnhaas (Sänger der Band Megaherz) und der Schauspieler und Sprecher René Oltmanns. Die immer wiederkehrenden Songtexte bzw. Songzitate werden wortgewaltig und ausdrucksstark von Ron Williams wiedergegeben, der als schillernde Figur aus Film, Funk und Fernsehen bekannt ist.
Doch kommen wir nun zum Inhalt, um den es primär gehen soll. Auf dem Backcover der CD-Box prangt folgendes Zitat: "Der Teufel im Heavy Metal ist auch ein Gradmesser kultureller Konfliktlinien, geradezu ein Indikator für demokratiefreundliche und -feindliche Entwicklungen." Dies eignet sich als Einstieg und gedankliche Vorbereitung ganz gut, wird an dieser Stelle doch schon die Symbolik und Nutzung der Figur des Teufels in verschiedenen Kontexten und Absichten, vor allem aber die Wirkung oder Distinktionsmöglichkeiten zum gesellschaftlichen Mainstream vorweggenommen. Und generell ist Religion und der Umgang mit dem Teufel (der in religiösen Zusammenhängen und auch im Mainstream oftmals als Synonym für das das Böse genutzt wird - eine Deutung der, wie sich im weiteren Verlauf des Werkes zeigt, manche Bands anschließen, viele aber explizit nicht und den Teufel symbolisch ganz anders aufladen) auch in Europa noch ein Thema, mit dem sich Politik und Wählerstimmen generieren lassen -oder eben auch nicht. Als Beispiele sei der vor Jahren in Polen begonnene religiöse Rollback genannt, in dem die katholische Kirche einen zentralen gesellschaftlich-politischen Machtfaktor bildet. In diesem religiösen "Klima" werden Teenager, die sich trotz elterlichem Wunsch weigern, den Gottesdienst zu besuchen und dann noch schwarze Kleidung tragen, auch gerne mal verdächtigt, vom "Teufel besessen" zu sein und zu einem offiziell von der Kirche beauftragten Exorzisten geschleppt zu werden - eine Praxis, welche der Vatikan bis zum heutigen Tage nie abgeschworen hat. 2014 hat die katholische Kirche die "Internationale Vereinigung der Exorzisten" (AIE) offiziell anerkannt, die heutzutage mit einigen hundert "speziell ausgebildeten" (ich setzte das bewusst in Anführungszeichen) Priestern in 30 Ländern wirkt, in Deutschland glücklicherweise nicht. Hierzulande war der Fall der Anneliese Michel, die im Jahre 1976 quasi zu Tode exerziert wurde (die junge Frau starb nur 23-jährig an Unterernährung und litt an Epilepsie) international für Aufmerksamkeit. Diese vom damaligen Würzburger Bischof Josef Stangl genehmigte und als der "Exorzismus von Klingenberg" in die Geschichte eingegangene "Dämonenaustreibung" führte folgerichtig in juristischen und strafrechtlichen Konsequenzen zu Verurteilungen der beiden beteiligten Pfarrer aufgrund fahrlässiger Tötung. Weitere Beispiele für die politische Dimension von Religion sind bspw. die 2006 vom damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und dem damaligen CSU-Generalsekretär Markus Stoiber, der heutzutage gerne mal sein Mittagessen auf Instagram präsentiert, geforderte Verschärfung des "Blasphemieparagraphen" 166 des StGB, u.a. anlässlich der Ausstrahlung der Comicserie "Popetown" auf MTV, wohl auch, um Wählerstimmen bzw. Sympathiewerte zu generieren. Ebenso forderte im Jahr 2012 der damals amtierende bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer anlässlich der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo eine erneute Verschärfung des Paragraphen (also drei Jahren vor den schrecklichen Terroranschlag auf die Angestellten der Zeitung mit insgesamt zwölf Toten), jedoch lehnten selbst die muslimischen Verbände als auch die Kirchen diesen Vorstoß ab.
Doch kommen wir zurück zum Thema des Hörbuches. Der "Bösewicht", und der Teufel als dessen prominenteste Variante, wird einerseits oftmals als als Ausgestoßener und Sündenbock definiert, auf den auch verborgene und tabuisierte Wünsche der Gesellschaft projiziert werden, als auch als sündiger Verführer geschildert. Gerade ersteres war auch besonders während der Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit der Fall, indem den Frauen, die als Verbündete des Teufels galten, (un)bewusst allerhand erotische und sexuelle Absichten unterstellt wurden, welche damals nicht ausgelebt bzw. angesprochen werden durften. Hier fand im Übrigen auch die Fortsetzung einer Traditionslinie statt, in welcher Frauen als "sündigen Verführerinnen" und zugleich willensschwache Personen galten: den Beginn nahm dieses Narrativ beim im Buch Genesis beschriebenen Sündenfall, bei dem der Frieden im Paradies sein Ende fand, als die Schlange (der Teufel) Eva verführte, die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen.
Aber oftmals sind Bösewichter die spannenderen Figuren, so auch der Teufel, der noch im Jahre 1972 vom damaligen Papst Paul XI als real anerkannt und zum Feind Nr. 1 deklariert wurde - keine schlechte Auszeichnung für eine ursprünglich alttestamentarische Nebenfigur. Insofern drängt sich der Teufel -besonders als Gegenspieler und Rebell- Subkulturen mit seiner symbolischen Ausstrahlung geradezu auf. Als ursprünglicher Widersacher gegen das Patriarchat Gottes ist wohl kaum eine Figur besser geeignet als er, insbesondere deswegen, da Kirche und Staat früher als auch heute noch teils noch Hand in Hand gehen (selbst hierzulande zieht der Staat die Kirchensteuer ein) und sich die Figur des Teufels insofern auch losgelöst vom religiösen Kontext in einem ganz allgemeinen Sinn zur Provokation bestens eignet. Auch im Zuge soziokultureller Individualisierung bietet der Teufel quasi ein Alternative, ein prominentes Distinktionsmerkmal sowieso. So betitelten bereits die Rolling Stones 1968 eines ihrer Stücke mit "Sympathy for the Devil", welches zum absoluten Welthit avancierte und der Band zu Unrecht Vorwürfe des Satanismus einbrachte. Zur Mythenbildung trug auch das Gerücht bei, die Band habe exakt dieses Lied beim Altamont Free Concert gespielt, als 1969 vor der Bühne der Rolling Stones der Konzertbesucher Meredith Hunter während einer Messerstecherei von einem Mitglied der Bikergang der "Hells Angels" getötet wurde; tatsächlich spielten die Rolling Stones währenddessen allerdings das Lied "Under My Thumb".
Der erste Schritt der Figur des Teufels vom christlich kodierten Widersacher zum säkularen Symbol gesellschaftlichen Aufbegehrens verbindet sich seit dem 20. Jahrhundert stark mit Populärmusik. Galten schon Blues und Rock dem Establishment als "Teufelszeugs", so verbrüderte sich der aufkeimende Heavy Metal schnell freiwillig mit dem Teufel im Drang, sowohl musikalisch als auch imagetechnisch bestehende Konventionen hinter sich zu lassen und neues Terrain zu erobern. Metal wird in diesem Sinn auch als "transgressive Kultur" mit dem zentralen Merkmal der Grenzüberschreitung definiert. In islamischen Staaten beinhaltet Metal übrigens heutzutage oftmals noch diese gesellschaftliche, religiöse und politische Sprengkraft, deren Auslöser besonders in einem säkularisierten Europa, aber auch in den USA niemanden mehr aufregen und längst Folklore geworden sind. In manch islamischen Land hingegen mussten bzw. müssen - je nach Land, Region, Machthaber, Gesetzeslage und deren Umsetzung - Metalmusiker ihre Kunst verborgen und anonym ausführen oder ins Ausland emigrieren, drohen doch bei Entdeckung teils härteste Strafen und Konsequenzen, wenn schon laute Musik und schwarze Kleidung als Kriterien ausreichen, um mit "dem Teufel im Bund" zu stehen.
Wie sehr teuflische Symbolik hierzulande bereits im Mainstream angekommen ist, wurde deutlich, als 2009 der damalige CSU-Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Ehefrau das AC/DC-Konzert im Münchner Olympiastadion besuchten und dabei mehr oder weniger lässig die roten Plastik-Teufelshörner trugen. Dies ist insofern ein beachtenswertes Anzeichen für einen Zeitenwandel, als dass hier ein Spitzenpolitiker einer christlich-konservativen Partei sich zu etwas bekennt, was noch Jahrzehnte vorher von manchen Vertretern derselben gesellschaftlichen Gruppe so diskreditiert wurde, dass selbst abenteuerlichste Behauptungen solcher Verfechter, wie jene, das Akronym AC/DC stände für "Anti Christ / Death to Christ" noch dankbare Abnehmer fanden. Dass der Bandname ganz banal nur der der Bezeichnung für Wechselstrom / Gleichstrom "Alternating Current / Direct Current" entnommen war, überstieg eindeutig das Denkvermögen mancher selbsternannter Hexenjäger und wäre ja auch zu einfach gewesen. Die ebenfalls australische Power-Violence Band ACxDC hat das Thema insofern humoristisch-satirisch aufgegriffen, als dass sie sich ganz offiziell in der Langversion des Bandnamens Antichrist Demoncore nennt. Solche Anekdoten, so obskur sie auch sein mögen, zeigen jedoch auf, wie sehr der damalige Mainstream und insbesondere erzkonservative Sittenwächter jede noch so kleine Möglichkeit nutzten, um den aus ihrer Sicht so verdorbenen Bands zu schaden, sei es aus Kalkül und Berechnung, sei es, dass man von den absurden Unterstellungen selbst überzeugt war und den Protagonisten jede denkbare Bösartigkeit unterstellte. Weitere Beispiele waren beispielsweise die Behauptung, der Bandname KISS sei ein Akronym für "Knights in Satan's Service"; alternativ seien die Bandmitglieder auch Neonazis, da die letzten zwei Buchstaben in einer grafischen Darstellung des Logos entfernt der "SS"-Rune ähnelten. Leider passte diese Theorie nicht so ganz zum familiären Background der Band, deren zwei Gründungsmitglieder Gene Simmons und Pauls Stanley jüdisch sind und aus Familien kommen, in denen viele Mitglieder im Holocaust getötet wurden oder aber KZ-Überlebende sind, wie im Falle der Mutter Simmons'. Ein weiteres Beispiel für angebliche böse Umtriebe waren die sogenannten "Backward maskings", die den Bands unterstellt wurden: hier sollen, auf den damals noch gängigen (und heute wieder in Mode gekommenen) Schallplatten okkulte oder satanische Botschaften rückwärts aufgenommen worden sein, um auf diese Weise das Bewusstsein der damals überwiegend jugendlichen Hörer zu manipulieren. Unzählige Sittenwächter fühlten sich damals in anstrengender Handarbeit bemüht, die guten Vinylplatten rückwärts abzuspielen, mit eher kläglichen Ergebnissen. Aber da Einbildung bekanntermaßen auch Bildung ist, fühlten sich so manche Oberinspektoren bemüßigt, ihre akustischen Funde, die im Grunde je nach Interpretation alles aussagen konnte, als handfesten Beweis für die sinistren Absichten der Bands anzuführen, die laut der Möchtegern-Akustikforscher gerne mal "Töte Dich" oder "Verrotte in der Hölle" postulierten; mal ganz abgesehen von dem Fakt, dass eine rückwärts eingesprochene Nachricht wohl kaum das Unterbewusstsein erreichen kann, aber das wäre an dieser Stelle ja auch zu viel der Wissenschaft gewesen. Als witzige Anekdote sei angemerkt, dass im CD-Zeitalter so manche Band bewusst als ironische Anspielung auf die Vinyl-Optik-CD zu Beginn des Albums ein "Backward masking" packten. Generell erhielt das Phänomen des Backward Maskings 1969 durch einen Radiomoderator aus England gesteigerte Aufmerksamkeit. Dieser hatte das Gerücht verbreitet, Paul McCartney, Bassist der Beatles, sei bereits seit drei Jahren tot. An seiner Stelle würde ein Mann namens William spielen, der durch plastische Chirurgie an seinen Vorgänger optisch angeglichen worden sei. Ein starkes Indiz dafür sei die versteckte Todesnachricht McCartneys, welche in der Botschaft „Turn me on, dead man“, die angeblich zu hören sei, wenn man im Beatles-Song Revolution No. 9 die Worte „Number nine“ rückwärts höre, zum Ausdruck komme. Verschwörungstheorien der absurdesten Art gab es also schon vor Jahrzehnten und fake news auch in Schulbüchern- denn genau diese Erzählungen von rückwärts aufgesprochenen Aufnahmen wurden auch in einem Schulbuch verbreitet, in dessen "Genuss" der Verfasser dieser Zeieln in einem westdeutschen Gymnasium noch zu Beginn der 90er Jahre kommen durfte.
Einige Bands der NWoBHM (New Wave of British Heavy Metal) benutzen den Teufel als widerständiges, emanzipatorisches und machtvolles Symbol, als Gegenpart zur als oftmals oppressiv empfundenen Ordnung. Hier bietet sich auch teils eine Leseart an, welche den Teufel als Outlaw, der unbeirrt seinen eigenen Weg geht und in seinem eigenen Wertesystem lebt, an. Auch wenn Bands wie Black Sabbath, welche die bewusste Abgrenzung zum Eskapismus der Hippies suchten, (retrospektiv) erklärten, sich primär für Schauergeschichten interessiert zu haben, waren sie vor Fans, die das okkulte Beiwerk allzu ernst nahmen, nicht gefeit. Ich erinnere mich noch mit Schmunzeln an eine Anekdote aus Tony Iommis Autobiographie "Iron Man", in welcher er aufdringliche Fans schildert, die zu Anfangstagen der Karriere der Band diese mit okkulten Ritualen und Ähnlichem beglücken wollten, natürlich sehr zum Leidwesen der Band, die diese Halbverrückten schnellstmöglich wieder loswerden wollte. Der Fakt, dass zahlreiche Texte von Bands wie Black Sabbath, Satan oder Witchfinder General aus der Ich-Perspektive verfasst worden waren, trug natürlich zu dieser Fehleinschätzung bei; so war auch die Versuchung zahlreicher Pädagogen und Sittenwächter groß, vom literarischen Ich auf die Einstellung der Musiker zu schließen.
Generell kann insbesondere der Aspekt, dass harte Musik eben auch nach einer dementsprechenden (Anti-) Ästhetik mit passender Symbolik und Texten verlangt und dies insofern weniger auf ideologischer Überzeugung basiert, sondern vielmehr als eine pragmatisch-ästhetische Anpassungshandlung definiert werden kann, nicht überbetont werden. Ein Beleg diesbezüglich waren und sind möglicherweise (insbesondere vor dem Zeitalter der globalen Dominanz des Internets, in dem oftmals viele persönliche Details oder gar Namen bestimmter Musiker, die en Pseudonym benutzten, nicht bekannt waren - insofern hat das Internet naturgemäß viel zur Entmystifizierung beigetragen) Situationen, in denen Fans und auch Journalisten auf bestimmte berühmt-berüchtigte Musiker trafen, die sich im persönlichen Kontakt aber wenig darum mühten, dem nach Außen mühsam aufgebauten Klischee zu entsprechen und oftmals eben nicht viel anders erschienen als der Nachbar von Gegenüber. Auch Jon Nödtveidt von Dissection äußerte sich 1995 im Interview mit dem deutschen Fachmagazin Rock Hard dahingehend, dass zu harter Musik eben keine "Texte übers Blumenpflücken" passen würden, wobei Nödtveidt natürlich das Paradebeispiel für jemanden ist, der das Ganze irgendwann sehr ernst nahm, was möglicherweise in seinem Suizid im Jahr 2006 endete. Ich verwende an dieser Stelle bewusst den Konjunktiv, denn auch die Tatsache, dass seine Leiche in einem "satanischen Grimoire" aufgefunden wurde, besagt noch lange nicht, dass seine Weltanschauung hier der ausschlaggebende oder ausschließliche Grund war: dies kann auch als letzter Aspekt zur Legendenbildung eines Todessehnsüchtigen, der möglicherweise an ganz "banalen"- in Ermangelung eines besseren Wortes, dies bitte nicht als Banalisierung dieser Krankheit verstehen-, nie publik gewordenen Depressionen litt. Natürlich stürzte sich die damalige schwedische (Boulevard)Presse auf eine derartige Steilvorlage und auch heute noch dominiert oftmals eine Leseart, die den Freitod Nödtveidts mit seiner Musik und Ideologie in Verbindung bringt, obwohl nicht allzu viel bekannt ist. Möglicherweise kann eine Biographie Nödtveidts (siehe hier), die nach jahrelanger Recherche und Befragung von Zeitgenossen ggfs. noch dieses Jahr erscheinen wird, an dieser Stelle mehr Licht ins Dunkel bringen.
Das Sach- bzw. Hörbuch veranschaulicht gut die verschiedenen Stränge, Gründe und Inspirationen zur Nutzung der Figur des Teufels in Texten und Image. Neben jugendlicher Neugier, Lust am Schocken und der Provokation, wie sie auch deutsche Bands wie die damals "jungen Wilden" von Kreator, Sodom und Destruction zelebrierten, spielten oftmals auch kommerzielle Erwägungen der Plattenfirmen eine nicht zu unterschätzenden Rolle. So war das okkulte Image Black Sabbaths eben auch eine schnöde Marketingmaßnahme des Labels Vertigo. Dabei beschäftigt sich die Band laut eigener Aussage nur in drei oder vier Stücken mit dem Thema Okkultismus und warnten gar vor falschen Umgang mit diesem. Sänger Ozzy Osbourne, der großen Teilen der Bevölkerung eher durch die zu Beginn des Jahrtausends ausgestrahlte MTV-Reality-Serie "The Osbournes", als durch Black Sabbath bekannt sein dürfte, bezeichnet sich mittlerweile selbst als Christ. Black Sabbath waren wie viele andere Bands auch von der Schauerliteratur Edgar Allan Poes und von den Hammer-Filmstudios in Windsor bei London beeinflusst, die ein ganzes Subgenre namens "Hammermovies" begründeten und in denen zahllose B-Filmklassiker entstanden, wie etwa die Dracula-Filme mit Christopher Lee. Als weitere Filme, die maßgeblich für die Darstellung von Okkultismus und Satanismus waren, kann insbesondere Roman Polanskis Filmklassiker "Rosemary's Baby" von 1968 genannt werden, aber auch Filme wie "Der Exorzist" von 1973 oder "Das Omen" von 1976. Polanskis Film mit der unvergleichlichen Mia Farrow, wurde mehrfach ausgezeichnet und diente 2014 als Vorlage für eine mäßig gute Neuverfilmung, wobei der Ort des Geschehens von New York nach Paris verlegt wurde und der morbide-düstere Charme des Originals nicht erreicht wird. Besonders interessant ist jedoch, dass bei diesem Film Gerüchten zu Folge Anton La Vey, der Gründer der Church Of Satan, als technischer Berater fungierte und einen kurzen Cameo-Auftritt als der Leibhaftige höchstpersönlich hatte. So wird es auch im Hörbuch erzählt, das Internet indessen ist sich uneins ob dies stimmt oder nur ein Gerücht ist - verkaufsfördernd hätte es gerade damals bestimmt gewirkt. Und so schlägt der Erzählstrang auch einen Bogen zu den Morden der Manson-Familiy unter dem unheilvollen Einfluss des mäßig begabten, aber sehr charismatischen Hippiemusikers Charles Mansons (empfehlenswertes Buch zum Fall "Helter Skelter- die wahre Geschichte des Charles Manson" von Vincent Bugliosi, dem damaligen leitenden Staatsanwalt); die nach den Opfern benannten Tate-La Bianca Morde, begangen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im August 1969 von Mansons Anhängern markieren für viele noch heute das Ende der unbeschwerten Flower-Power-Ära und Hippiezeit.
So schlägt das Hörbuch auch den Bogen von den Hippies, denen Selbstverwirklichung, gemäß Aleister Crowley's Credo "Do what thou wilt shall be the whole of the law" als wichtigste Lebensmaxime galt, hin zu einer okkultistischen Avantgarde aus Freigeistern, Kreativen, Schriftstellern und Intellektuellen in der zweiten Hälfte der 60er Jahre des vergangen Jahrhunderts und den Psychedelic Rock-Bands, denen die Figur des Teufels als antiautoritäres Symbol für Freiheit galt. Jimmy Page von Led Zeppelin war von Aleister Crowley, dem berühmten britischen Okkultisten, der von 1875-1947 lebte, gar so angetan, dass er dessen früheres Herrenhaus, das sogenannte "Boleskine House", benannt nach der Ortschaft Boleskine, in dessen Nähe es an der Südostseite des legendären schottischen Loch Ness liegt, käuflich erwarb. Nach mehren Bränden befindet sich das sagenumwobene Haus nun in Besitz der Boleskine House Foundation.
Das Hörbuch schildert weitere Entwicklungsstränge des satanischen Metals und kommt folgerichtig zur 1979 im englischen Newcastle gegründeten Band Venom, die insbesondere mit ihrem ersten drei Alben, die so programmatische Titel wie "Welcome to Hell", "Black Metal" und "At war with Satan" trugen, für reichlich Furore sorgte und in der Folgezeit Legionen von Bands beeinflussten. Auch die deutschen Bands Kreator (bzw. deren Vorgängerband Tormentor), Sodom und Destruction waren in ihren Anfangstagen sehr von den Engländern beeinflusst bzw. war die Band überhaupt erst der Anstoß, es überhaupt erst mit der eigenen Band zu versuchen. Venom, obwohl als Namensgeber des Genres geltend, hatten musikalisch kaum etwas der zweiten Welle des Black Metals, und insbesondere deren skandinavischen Vertretern mit ihren schnellen Tremolo-Riffs, Blastbeats und heiseren Gekreischezu tun und meinten ihre überzogenen Texte nie ansatzweise ernst. Paradoxerweise bezogen sich die adoleszenten Straftäter des norwegischen "Inner Circle", insbesondere Euronymus aka Øystein Aarseth sehr auf diese Band, in zahlreichen Fotos trägt "Euro" ein Venom-Shirt. Ein interessantes zeitgeschichtliches und musikhistorisches Werk zu Mayhems Konzerten im Osten Deutschlands ( u. a. das legendäre "Live in Leipzig"-Konzert) kurz nach dem Fall der Mauer stellt übrigens Abo Alslebens Buch "Mayhem Live in Leipzig- wie ich den Black Metal nach Ostdeutschland holte" dar, in welchem der Autor von seinen eigenen Erfahrungen als Konzertveranstalter mit der berüchtigten Band berichtet, die damals noch als "Death Metal" auf Flyern beworben wurde.
Auch die schwedischen Bathory, deren erstes selbstbetiteltes Album, das 1984 erschien und eines der legendärsten Coverartworks aller Zeiten im Metal aufweist, den gelben Ziegenkopf auf schwarzem Hintergrund, waren eine maßgebliche Black Metal Band der "ersten Welle" und beeinflussten ebenso Legionen an Nachahmern und anderen Bands. So zeigten sich insbesondere die norwegischen Immortal besonders auf ihrem Debütalbum "Diabolical Fullmoon Mysticism" von 1992 sehr von Bathory beeinflusst. Bathory, deren Protagonist Thomas Börje Forsberg aka Qorthon mit gerade mal 38 Jahren im Jahr 2004 viel zu früh aus gesundheitlichen Gründen verstarb, erzählte mal in einem Interview aus den Frühtagen der Band, dass ihm ein fanatischer Fan eine tote Ratte per Paket geschickt hatte - auch hier zeigte sich das Phänomen, dass man sich seine Fans nicht immer aussuchen kann. Der erste Drummer der Band, Jonas Åkerlund, dreht heutzutage als Regisseur Musikvideos und Werbespots, u.a. zählten bereits Bands wie Rammstein, The Prodigy, Metallica, aber auch Madonna und Lady Gaga zu seinem Kundenkreis; 2018 schließlich verfilmte er mit "Lords of Chaos" die Geschehnisse um Mayhem, Burzum & Co., mit eher weniger schmeichelhaftem Feedback aus der Szene; lediglich Mayhem's Bassist Jørn "Necrobutcher" Stubberud konnte dem Film viel Positives abgewinnen, wie er vor einigen Monaten verlautbaren ließ.
Aber auch Satanismus als Show-Element wird angesprochen, und zwar anhand eines prominenten Beispiels: Angeführt werden Slayer, die oftmals besonders zu Beginn ihrer Karriere eine dementsprechende Ästhetik bei Bandfotos an den Tag (oder besser die Nacht) legten und deren ersten Alben "Show no Mercy" und "Hell Awaits" hießen; auf ersterem ist dann auch konsequenterweise der Gehörnte selbst in einer recht schlichten Zeichnung zu sehen. Für Frontmann, Bassist und Sänger Tom Araya, gebürtiger Chilene und überzeugter Katholik, stellt das Singen der blasphemisch angehauchten Texte und das Agieren während der Liveshow, bei der auch gerne mal invertierte Kreuze per Lichtshow an die Bühne projiziert werden, keinen unüberbrückbaren Gegensatz zu seinem Glauben dar. Vielmehr könne er die meist vom Gitarristen Kerry King verfassten Texte inbrünstig intonieren, da diese nur ein Teil der Show seien und absolut nichts mit seinen inneren Überzeugungen zu tun hätten, er sehe sich insofern in einer Tradition mit Schauspielern, die ja ebenfalls oft in Rollen schlüpften, die mit persönlichen Überzeugen nichts zu tun hätten. Generell besticht der Show-Satanismus, wenn man diesen in Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung so nennen möchte, durch wenig bis geringe Sachkenntnis; meist erschöpft sich dieser in der bloßen Kopie kirchlicher Vorstellungen okkulter und satanischer Riten und Einstellungen.
Eine Sonderform stellt in dieser Hinsicht sicherlich der Däne Kim Bendix Petersen dar, besser bekannt unter seinem Pseudonym King Diamond. Der mittlerweile schon 68-jährige Metalmusiker, der sowohl unter seinem Namen King Diamond mit Band auftritt, als auch Frontmann und Sänger der legendären Mercyful Fate ist, ist überzeugter Satanist und Mitglied der von Anton La Vey 1966 in San Francisco gegründeten Church of Satan, die in den USA übrigens als vollwertige Religionsgemeinschaft anerkannt ist und zu deren prominentesten Mitgliedern Sammy Davis Jr., Marc Almond von Soft Cell (Welthit "Tainted Love") und Brian Werner (besser bekannt als Marylin Manson) zähl(t)en. Petersen nimmt seinen humanistisch angehauchten Satanismus sehr ernst, setzt jedoch dennoch auf teils schrille, aufwendige Bühnenshows mit Horror- Elementen; Entertainment und Show auf der einen Seite und seriöse Überzeugungen auf der anderen, schließen sich hier nicht aus. Auch Bands wie die englischen Okkultrocker von Black Widow oder die US-amerikanischen Psychedelic Rocker von Coven mit ihrer charismatischen Frontfrau und Sängerin Jinx Dawson zelebrierten ausgiebige Live-Konzerte, die an schwarze Messen erinnern sollen. Coven, die sich 1967 gründeten und Mitte der 70er Jahre auflösten, sind seit dem Jahr 2007 übrigens bis zum heutigen Tag aktiv. Das 1969 erschienene Album "Witchcraft: Destroys Minds & Reaps Souls", das musikalisch auch mal an Bands wie Jefferson Airplane erinnert, sorgte mit dem plakativ vorgetragenen Satanismus für einige Skandale; als dann noch ein Zeitungsartikel die Band mit Charles Manson in Verbindung brachte, sah sich die Plattenfirma Mercury Records genötigt, das Album temporär aus dem Vertrieb zu nehmen. Noch etwas härter trieben es wohl die norwegischen Black Metaller von Gorgoroth, die aufgrund eines demenstprechend gestalteten Konzertes im Jahr 2004 im polnischen Krakau sich vor Gericht u. a. wegen "Verletzung religiöser Gefühle" verantworten mussten. 2008 schließlich erschienen diese zuerst konfiszierten Konzertaufnahmen unter dem Titel "Black Mass Krakow 2004" für die Nachwelt auf DVD.
Eine weitere, im Hörbuch nicht explizit angesprochene Motivation, ob bewusst oder unbewusst, kann die Abgrenzung zu einem als zu streng empfundenem (religiösen) Umfeld bzw. einer Familie sein. Ich erinnere mich noch an die Erzählung eines früheren Mitglieds der schweizerischen Band Hellhammer in der Bandbiografie "Ony death is real", in welcher der Betroffene schildert, dass er die Figur des Teufels nicht mehr benötigte, nachdem er auch eine räumliche Distanz zur ultrareligiösen und einengenden Mutter geschaffen hatte. Hier wohnten also der Nutzung eines dementsprechenden Images Motive wie Abgrenzung, Provokation als auch Selbstermächtigung inne.
So wird auch die sogenannte "Satanic Panic" beschrieben, ein vor allem in den USA zu Beginn der 80er Jahre weitverbreitetes Phänomen, welches überall, vor allem aber in (vermeintlichen) Fällen von (sexuellem) Missbrauch und ritueller Gewalt satanische Sekten oder Netzwerke dahinter vermutete. Auch zahlreiche Psychotherapeuten machten sich hier zum Handlanger, in dem sie ihren Klienten durch suggestives Verhalten falsche Erinnerungen "einpflanzten", Stichwort hier ist das "False Memory Syndrome" (siehe bspw. hier ). Einzelfälle können naturgemäß nie mit Sicherheit ausgeschlossen werden, die abertausende von Fällen im Zuge der "Satanic Panic", die systematischen Missbrauch durch geheime Gruppen und Netzwerke annehmen, sind jedoch ein eindeutiges Zeichen einer Verschwörungstheorie, analog zur heutigen, ebenfalls hauptsächlich in den USA verbreiteten QAnon-Ideologie, wobei diese genaugenommen ein Art Revival der Satanic Panic darstellt.
Auch spirituell-religiöse Neuorientierungen, die sich in der Gründung von Hexenzirkeln in Großbritannien äußerten, werden erwähnt - der gehörnte Gott des Hexenglaubens ermöglichte so spirituelle Emanzipation und einen in Traditionslinien einzuordnenden Rückgriff auf eine vermeintlich uralte, germanisch-keltische Volksreligion, die nur von Christentum überlagert wurde. Parallelen zu den Geschehnissen in Norwegen Anfang der 90er Jahre, in denen vom "Joch des Christentums", das es abzuwerfen gelte, die Rede war, sind nicht zu übersehen. Vor allem die norwegischen Szene, die insbesondere durch die Beteiligung an Morden, Kirchen-Brandstiftungen und Selbstmorden mit ihren Protagonisten Mayhem, Burzum, Emperor und Darkthrone für weltweite Schlagzeilen sorgte, kann unter dem Aspekt betrachtet werden, dass hier Satanismus als Antreiber und Katalysator für eine Szene von Heranwachsenden diente, die sich teils in ihrer gegenseitigen Härte und Konsequenz überbieten wollten. Euronymous von Mayhem (langes Interview mit dem ehemaligen Drummer Manheim siehe hier und hier), und Burzums Varg Vikernes, die ihre Musik auch als Abgrenzung zum als zu lebensbejahenden Death Metal sahen, ließen aus Worten Taten werden. So wurde Black Metal zum Exportschlager Norwegens, so dass norwegische Diplomaten nach der Musik gefragt wurden und von Insidern geschult wurden (Bericht im Spiegel zum Thema siehe hier). Emperor, deren Mitglieder fast alle im Gefängnis saßen, sind heutzutage Musterbeispiele gesellschaftlicher Integration, mit Haus, Hof, Ehefrauen und Kindern und auch so manche norwegische Black Metal-Veröffentlichung wurde bereits aus Fördertöpfen des norwegischen Kulturministeriums bezuschusst. Satyricon traten 2013 im Osloer Opernhaus gemeinsam mit dem norwegischen Nationalchor auf, und Alben wie "A Blaze in the northern sky" von Darkthrone befinden sich als offizielles nationales Kulturgut heutzutage in der norwegische Nationalbibliothek, in welcher auch schon eine Ausstellung zum Thema des norwegischen Black Metals stattfand, ebenso wie im Jahr 2023 die Ausstellung „Der harte Norden“ im Berliner "Felleshus", dem Sitz der Nordische Botschaften in Berlin, zu sehen war (siehe hier ).
Weiter geht die Reise zu Vertretern extremer Musik; zu Bands wie Revenge, die neben ihrer extrem rohen und minimalistischen Musik extrem ich-bezogene und sozialdarwinistische Weltanschauungen propagieren, welche oftmals von der Idee des "Übermenschen" angetan sind und so naturgemäß oftmals Anknüpfungspunkte oder Überschneidungen zu rechtsextremen bzw. faschistische Ideologien aufweisen. Lieblingsdenker dieser Szene ist oftmals Friedrich Nietzsche, der jedoch meist fehlinterpretiert bzw. so unterkomplex behandelt wird, dass die Quintessenz seiner Werk vermeintlich in die Ideologie dieser Bands passt. Ein weiteres beliebtes Inspirationsquelle ist bei diesen Bands auch das Buch "Might is right or the survial of the fittest" von Ragnar Redbeard, zum ersten mal im Jahre 1896 veröffentlicht. Das sozialdarwinistische Werk wurde unter Pseudonym verfasst, bis heute wird darüber gestritten, ob der tatsächliche Verfasser der Dichter und Schriftsteller Arthur Desmond oder der weltberühmte Jack London gewesen ist.
Weiter folgt die Erzähllinie Death Metal-Bands in den USA. Exemplarisch werden Vital Remains näher betrachtet, die lyrisch eine Entchristianisierung postulieren um das kommende "satanic age" einzuleiten; aber auch Angelcorpse bzw. deren Vorgängerband Order from Chaos um ihren Bandleader Pete Helmkamp, der wiederum auch mehrere sozialdarwinistisch angehauchte Manifeste wie "The Conqueror Manifesto" veröffentlichte, werden vorgestellt. Generell bildete sich insbesondere in Florida und dort speziell in Tampa eine vitale Death Metal Szene mit Bands wie Morbid Angel, Nocturnus, Acheron, Deicide, Obituary oder Cannibal Corpse, wobei lediglich die zwei letzteren keine "diabolischen" Inhalte aufweisen.
So stellt der Autor auch eine weitere Entwicklungslinie dar, nämlich den orthodoxen Black Metal mit Bands wie den schwedischen Ofermod, Malign oder Watain, welche in Texten und Symbolik oftmals theistischen Satanismus propagieren, indem sie eine personalisierte Macht anrufen und sich als entindividualisiertes Sprachrohr des Teufels bzw. einer satanischen Macht verstehen, als Instrumente oder Werkzeuge des "Bösen". Hierbei werden oftmals gesamte christliche Erzählstränge übernommen (als auch die Termini analog zu "Diener Gottes"), lediglich die Seite, auf der man steht, wird gewechselt. Im Sinne der christlichen dualistischen Einteilung der Welt in Gut und Böse, muss jemand, der an "Gott glaubt" zumindest im theologischen gleichzeitig an die Existenz des Teufels glauben (ein Fakt, der heutzutage im Zeitalter der "Patchwork"-Religionen, die sich verschiedener Versatzstücke bedienen, gerne ausgeblendet wird) - und im Falle von theistischen Satanisten umgekehrt. Auf welcher Seite man dann steht, oder welche Kräfte am Ende der Welt, der Apokalypse dann siegen werden , hängt dann von der Verortung im jeweiligen Lager ab.
Als einzigen Kritikpunkt inhaltlicher Art muss ich die Feststellung des Autors anführen, der eine "ungewöhnlich hohe Suizidrate unter Black Metal-Musikern" festgestellt haben will; diese zeige, dass "Satanismus auch ein ernstzunehmendes psychologisches und pädagogisches Problem ist, indem er tieferliegende persönliche Feindbilder, Suizidrate Ängste und Traumata an die Oberfläche bringen" könne. Mir geht es an dieser Stelle noch nicht einmal um Kausalität, es geht mir schon um eine vermeintliche Korrelation zwischen Black Metal und erhöhter Suizidalität. Wo bitte soll es eine Studie geben, die diese Behauptung untermauert? Ich kann mir keine vorstellen und habe auch noch nie von einer derartigen Erhebung gehört, mir scheint es, dass der Autor hier einfach mal aus der Hüfte geschossen hat, was für einen promovierten Hochschullehrer definitiv nicht angebracht ist. Bei all den abertausenden Black Metal-Musikern weltweit, sei es (semi-)profesionell betrieben oder als reines Privatvergnügen im Hobbykeller- fallen mir gerade mal zwei Handvoll Suizide ein, und diese wiederum über Jahrzehnte verteilt, so wie Per Yngve Ohlin aka "Dead" (1991), zwei ganz früher Mitglieder der belgischen Ancient Rites (späte 80ern / frühe 90er), Dan Vandeplas aka Cernunnos, Drummer von Enthroned (1997), Erik Brødreskift aka Grim von Immortal (1999), der bereits erwähnte Jon Nödtveidt (2006), Marianne Séjourné "LSK" von Antaeus, Hell Militia und Secrets of the Moon (2013), Bjørn-Egil Johnsen aka Chron von Urgehal (2019) und Peter Kubik von Abigor (2024). Natürlich erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und damit Fälle überhaupt bekannt werden muss ein Mindestmaß an vorheriger öffentlicher Bekanntheit vorliegen; in diesem Sinne gibt es bestimmt einige Menschen mehr, die irgendwann mal im Laufe ihres Lebens Black Metal gespielt haben und Selbstmord begangen haben, wobei sich auch hier die Frage stellt, ob die betreffende Person dies dann in ihrer Rolle als (ehemaliger) Black Metal-Musiker, als Fußballfan oder Sparkassenangestellter getan hat, ich denke es ist klar, was ich meine. In obiger Aufzählung sind einige Fälle angeführt, die bestimmt sehr vielen, eventuell dem Autor selbst, gar nicht bekannt sind. Selbst wenn ich alle diese mitzähle, komme ich auf neun Suizide in einem Zeitraum von 35 Jahren bei Tausenden von Musikern. Insofern gibt es sicherlich keinen Hinweis darauf, dass unter Black Metal-Musikern eine höhere Suizidrate als unter Volksmusikern, Schlagersängern oder Kaninchenzüchtern vorliegt, mir scheint vielmehr, dass der Autor trotz seiner wissenschaftlichen Expertise hier einem alltags- oder küchenpsychologischem Phänomen verfallen ist, denn natürlich bietet sich eine Hypothese hier gerade zu an: wer so dunkle Musik macht, muss ja geradezu zwangsläufig über eine höhere durchschnittliche Neigung zu suizidalen Handlungen verfügen, nicht wahr?
Insgesamt bietet das Hörbuch eine interessante Reise in die Welt des teuflischen Rockmusik und der sich im Laufe der Jahrzehnte veränderten Nutzung, Symbolik und Rezeption der Figur des Teufels. Für "Neueinsteiger" oder (wissenschaftlich) Interessierte stellt dieses Werk mit Sicherheit auch eine gute Möglichkeit dar, einen kompakten, durch die jeweilige Nennung der Bands und Musiker sehr praxisbezogenen bzw. auditiven Zugang zum Thema zu erhalten. Für langjährige Szeneinsider gerade der härteren Klänge gibt es sicherlich nicht allzu viel Neues an Fakten und Erkenntnisgewinn zu verbuchen, nichtsdestotrotz kann hier der "Zusatznutzen" darin liegen, das eigene Wissen um Bands, deren Texte, Symbolik und Image in einen größeren musikhistorischen, kulturell-religiösen Kontext einordnen zu können. Als Bonuspunkt sollte zudem das Booklet erwähnt werden, welches neben denen im Hörbuch rezitierten Songs auch eine Bibliographie beinhaltet und so Inspiration zu weiterführender Literatur bietet. So manches Werk, wie die "Black Metal Bible" eines gewissen Berliners namens Matthias Herr, der nach der Veröffentlichung derselben komplett aus der Szene verschwand, wird allerdings kaum noch zu finden sein bzw. muss dafür mittlerweile beim Auffinden eines Exemplars dreistellig in die Tasche gegriffen werden, so gefragt ist diese Publikation nach fast drei Jahrzehnten immer noch. Besonders für Außenstehende oder Einsteiger ist auch die Liste von vierzig "satanischen" Referenzwerken interessant - diese beinhaltet so illustre Namen wie Arthur Brown, der auch mit Klaus Schulze, Alan Parsons und Pete Townshend zusammenarbeitete, die englischen Okkultrocker Black Widow, aber auch Mainstream-Lieblinge und Megaseller wie AC/DC, Black Sabbath und Iron Maiden. Aber natürlich sind vor allem jede Menge mehr oder weniger bekannte (Proto-) Black Metal-Bands wie Hellhammer, Bathory, Tormentor, Blasphemy, Master's Hammer, Samael, Darkthrone, Mayhem oder Behemoth oder Thrash-Bands wie Sodom und Slayer, die ja mit ihren Frühwerken auch zum Black Metal zählten, auf dieser Liste vertreten.