Sunday, May 29, 2022

REVIEW EMINENZ "DIABOLICAL WARFARE" (GER)

Eminenz aus dem sächsischen Annaberg-Buchholz sind ja nun schon seit Ewigkeiten aktiv im Underground, genau genommen seit dem fernen Jahr 1989. Nicht zuletzt das gemeinsame Auftreten mit den damals noch unbekannten Mayhem (noch mit Dead als Sänger, und wenn ich mich nicht täusche, als "Death Metal from Norway" angekündigt) in Deutschland sorgte auch gerade im Nachhinein für eine Verfestigung ihres Status in Black Metal - Kreisen. Lustigerweise waren bei dem so legendären "Live in Leipzig"-Auftritt die später zu einer Art Comedy-Band verkommenen Manos am Start, deren Part oftmals Eminenz zugeschrieben wird. Dazu aber später mehr im Interview mit Eminenz hier beim Systematic Desensitization Zine. 

Doch kommen wir nun zum aktuellen Album, von dessen Veröffentlichung über Northern Silence Records ich erst im Nachhinein mehr oder weniger zufällig erfuhr. Schon das tolle, detailverliebte und atmosphärische Cover-Artwork aus der Feder des Schlagzeugers, das eine mittelalterliche Schlacht zeigt, stimmt auf das Album ein. Nach einem stimmungsvollen Intro mit Mönchsgesang und akustischen Eindrücken eines Schlachtfeldes, startet das Album mit einem druckvollen, mit passenden Synthesizern akzentuierten Track in das Album. Die krächzenden Vocals treffen genau die gelungene Balance aus Garstigkeit auf der einen und Verständlichkeit auf der anderen Seite. Stampfende Midtempo-Parts untermalen den Chorus von "Diabolical Warfare" perfekt, bevor ein sehr gelungenes melodisches, fast schon melancholisch anmutendes Gitarrensolo den Track veredelt. Viel besser kann man den Einstieg in ein Album nicht finden, perfekt! "Lucifer's Awakening" beginnt mit einer herben blackmetallischen Geschwindigkeitsattacke, bevor auch hier alternierend Midtempo-Parts und melodische Soli eingestreut werden. Ihr seht also, es herrscht bei diesem Album eine relativ große Dynamik, was dem Album eine bestimmte Langzeitwirkung verleiht.

Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass der Band mit "Diabolical Warfare", das es mit acht, meist etwas längeren Tracks auf 48 Minuten bringt, ihr Opus Magnum gelungen ist, besser waren Eminenz meiner Meinung nach nie. Eminenz spielen Keyboard akzentuierten, atmosphärischen Black / Death Metal im besten Sinn dieses Begriffs, melodisch und düster, manchmal symphonisch, aber nie die notwendige Härte vermissen lassend. Qualitätsmäßig ist dieses Werk Lichtjahre den Bands voraus, die gerade in den 90ern unter dem Einfluss des Erfolgs von Bands wie Cradle of Filth, Dimmu Borgir und Konsorten unsäglichen Kitsch und Plastikschrott fabrizierten. Da es mittlerweile auch gar nicht mehr allzu viele Bands mit diesen stilistischen Merkmalen gibt, aus Deutschland fallen mir gerade noch spontan die reformierten Agathodaimon ein, sollte jeder, der auch nur ansatzweise mit der Beschreibung und einer gelungen, fast perfekten Mischung aus Härte und Melodik etwas anfangen kann, sich dieses Album schnellstmöglich besorgen!