Ich hatte mir schon vorab von dieser mir bis dato unbekannten Band im Netz etwas angehört und war zu dem Schluss gekommen, dass das Ganze stilistisch gar nicht zu den anderen Bands passte, wobei ich persönlich SATYRICON und SUICIDAL ANGELS auch nicht für so sehr kompatibel befinde.
FIGHT THE FIGHT präsentierten sich auch in Essen als 08/15 Metalcore-Band, mal brutal mit vielen Stakkato-Riffs, mal mit melodiösen Clean-Gesang. Entweder sind die Bandmitglieder Bekannte von Satyricon bzw. von Herrn Wongraven alias Satyr oder das Label (Indie Recordings, in dessen Rooster passt die Band aber auch überhaupt nicht), hat ordentlich Schotter für den Anheizer-Posten bezahlt. Sollte letzteres der Fall sein, war es bestimmt schlecht investiertes Geld, ich kann mir kaum vorstellen, dass mehr als eine Handvoll Leute sich eine CD oder ein Shirt der Band gekauft haben. So gab es logischerweise für die in u.a. Slipknot-Shirts von H&M gewandeten und mit stylischen Fisuren versehenen Jungs von FIGHT THE FIGHT auch nur Höflichkeitsapplaus.
SUICIDAL ANGELS aus Griechenland fuhren dann wieder die altbekannte 80-er Thrash Metal Schiene, die sie perfekt beherrschen. Hier stimmt alles, und den Zuschauern hat es sehr gefallen. Ich habe die Band nun schon zum dritten oder vierten Mal gesehen, und jedes Mal ist es eine kurzweilige Show. Viel besser kann man Thrash Metal im Stil alter KREATOR, DESTRUCTION, SODOM, SLAYER oder SEPULTURA eben auch nicht spielen. Die Zeitreise zurück in die goldene Ära des Thrash Metal machen Accessoires wie die weissen hohen Turnschuhe perfekt.
Trotzdem merkte man, dass eigentlich alle Zuschauer nur wegen SATYRICON gekommen waren.
Als die Band die Bühne betrat, brach eine auf einem Metalkonzert selten beobachtbare Euphorie aus, die auch im Laufe der nächsten gut anderthalb Stunden nicht nachließ.
Sigurd Wongraven ist ein perfekter Entertainer, der nicht viel zwischen den Songs ansagen muss, allein seine Ausstrahlung und Gestik sorgt für eine wahnsinnige Bühnenpräsenz, seine relativ hohe Körperstatur trägt betimmt nicht unwesentlich dazu bei. Manchmal wirken seine Gesten auch etwas künstlich, das liegt aber wohl gewissermaßen auch in der Natur der Sache. Herr Wongraven erwähnte sogar explizit, dass man sich ja ein Essen befinde, in einer der Geburtsstätten des Teutonen-Thrash, worauf ich fast schon eine KREATOR-Coverversion erwartete. Insgesamt musste die Band zweimal zurück auf die Bühne, um Zugaben zu geben, da das begeisterte Publikum die Band nicht ziehen ließ. Skurill aber auch, wie Drummer Frost das Publikum zum Klatschen animierte, in dem er in bester Rumpelstilzchen-Manier mir den schweren Stiefeln auf dem Boden der Bühne aufstampfte.
Zudem verdanke ich diesem Konzert die spontane Eingebung, mal wieder das einzige, selbsbetitelte Album der legendären THORNS aufzulegen, denn gerade manch späterer SATYRICON-Track erinnert doch sehr an dieses geniale Album.
Abgesehen davon, war es auch nicht uninteressant das Publikum zu bobachten, so dachte ich schon, dass der Graf von UNHEILIG, dauerbreit grinsend und bekleidet mit einem EMPEROR-Shirt im Publikum zu sehen war. War aber bestimmt eine Verwechslung. Auch schön das Päärchen, dass es sich nicht nehmen ließ,während der ekstatischsten Momente der SATYRICON'schen Darbietung minutenlang innige Zungenküsse auszutauschen. Könnte man auch zu Hause machen (und dann auch eventuell mehr...). Aber gönnen wir diese Momente dem jungen Glück.
Das Konzert in Essen war , wie wohl auch schon viele davor auf dieser Tour, ausverkauft. Insgesamt eines der besten (Black-) Metal-Konzerte, die ich seit langem gesehen habe. Eventuell mag auch eine Rolle gespielt haben, dass Herr Wongraven über ein eventuelles Ende von SATYRICON in einigen Interviews laut nachdachte, so das manch einer vielleicht die eventuell letzte Chance wahrgenommen hat, die Band live zu sehen. Hoffen wir aber, dass der Welt noch länger erhalten bleiben, ein baldiger Abgang wäre ein herber Verlust für die Metalwelt, auch das neue Album "Deep calleth upon Deep" ist wieder sehr gut geworden (wobei ich-im Ggensatz zu so manch anderen Zeitgenossen-alle SATYRICON-Alben auf ihre jeweilig ganz eigene spezielle Art mag).