Sunday, October 12, 2025

Interview Night in Gales

"Und dann standen wir vor den ganzen unglücklichen ultrabösen Menschen, die jetzt noch böser waren weil ihre Helden nicht kamen und  sie stattdessen nun sogar eine komplette untrue Melodic Death Metal Band serviert bekamen."

Die Geburtsstunde von Night in Gales jährt sich dieses Jahr nun bereits zum 30. Mal, was die Band im November mit einem Jubiläumskonzert zelebrieren wird. Dort wird ebenso die erste Veröffentlichung der Band, die "Sylphlike" EP komplett live dargeboten, so wurde diese ja auch komplett neu aufgenommen und wird demnächst veröffentlicht. Es gibt also mehrere gute Gründe, Gitarrist und Gründungsmitglied Jens Basten auf den Zahn zu fühlen. Dieser hat einiges zu erzählen, und neben dem tagesaktuellen Geschehen kramt er auch ganz tief in der Kiste, um alte (Tour-) Geschichten zu erzählen.  Dabei geht es auch um die alte Heimatstadt der Band, Voerde, die zahlreichen Nebenprojekte und weitere Bands der Night in Gales - Musiker, falsche Businessentscheidungen und militant-veganen Metalcore. Doch lest selbst...

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Fangen wir doch mal das Interview mit einem lange zurückliegenden Ereignis an: 20.09.1998, Live Music Hall Köln. Dort spielen  bzw. sollen im Rahmen eines Nuclear Blast Festivals Dismember, Gorgoroth, Children of Bodom, Agathodaimon und Raise Hell spielen. Plötzlich tritt ein Promoter auf die Bühne, und berichtet dem Publikum, dass Gorgoroth ausfallen (der Grund ist mir entfallen; Internet-Ankündigungen gab es damals ja noch nicht) und dafür kurzzeitig Night in Gales als Ersatz einspringen. Die ganze Halle scheint wütend zu sein (inklusive mir, haha), alle warteten auf die ultrabösen Gorgoroth und dann kamt ihr mit eurem dazu im Kontrast  stehendem  Melo-Death. Erinnerst Du dich noch? Wie habt ihr als Band das erlebt? Habt ihr später auch noch mal mit anstelle von für Gorgoroth gespielt, ich meine entsprechendes gelesen zu haben?

Ja, das war tatsächlich eine Show der Nuclear Blast Festival - Tour. Gorgoroth waren kurzfristig ausgefallen und wir zum Füllen des Slots von Nuclear Blast kurzerhand draufgebucht worden. Dass wir dann aber als Ersatz für Gorgoroth auch an der Abendkasse und durch Ansagen der Promoter angekündigt wurden, war natürlich  irgendwie Kacke. Das war insgesamt schon eine skurrile Situation, denn die waren durch den Image-Hype damals total Kult in der BM-Szene, wir konnten das jedoch überhaupt nicht ernst nehmen. Und dann standen wir vor den ganzen unglücklichen ultrabösen Menschen, die jetzt noch böser waren weil ihre Helden nicht kamen und  sie stattdessen nun sogar eine komplette untrue Melodic Death Metal Band serviert bekamen. Naja, wir hatten wie immer trotzdem Spaß, meine ich mich zu erinnern. Wir haben alles mitgenommen. Zur Veröffentlichung von "Nailwork" waren wir dann wenig später mit Gorgoroth auch noch drei Wochen auf gemeinsamer Europatour, haha. Das war echt eine super Sause damals. In zwei Bussen tummelten sich außer uns noch die Leute und Crews von Old Mans Child, Krisiun, Soulreaper und Myrkskog. Viele der Norweger hatten den Sonnenbrand ihres Lebens nach einem Day Off und entsprechender Beach-Party bei St. Tropez und trugen beim Soundcheck am nächsten Tag kühlende Handtücher auf den Köpfen.

Nun sind seitdem schon einige Jahre ins Land gezogen. Ende November feiert ihr in Duisburg euer 30-jähriges Jubiläum und spielt eure Debüt-EP in voller Länge. Worauf freut ihr Euch an diesem Abend besonders?

Wir freuen uns darauf, weil es 2018 schon mit dem gleichen Konzept, sprich kleine, ausverkaufte Location und Freibier-Flat, ein für alle Beteiligten ein unvergessliches Ding war. Wo man hinsah waren glückliche Menschen, viele sprechen uns heute noch darauf an, dass wir das wiederholen müssen usw., also machen wir das jetzt zum 30. Bandjubiläum und zum Release der Neuaufnahme unserer ersten EP "Sylphlike", die am 31.10. erscheinen wird. Diesmal haben wir mit dem Rock Im Biss - Foodtruck sogar noch ein Upgrade für die Leute, und mit Enemy Within und Tyranthorpe gute Freunde als Supports mit dabei, und werden für den kleinen Laden eine überdimensionierte PA besorgen, damit es auch schick und schön in den Ohren klingelt. Es wird extra Merchandise zum 30. Bandjubiläum geben und wir spielen die "Sylphlike"- EP seit 1996 zum ersten Mal wieder am Stück. Zur damaligen Zeit waren das unsere ersten paar Songs, "Autumn Water" (ein Song vom damals noch nicht erschienenen "Towards The Twilight-Debütalbum - Anm. d. Verf.) war damals auch schon fertig, meine ich. Aber um ein 35-Minuten-Set voll zu kriegen mussten wir mit "Iron Maiden" und "Raining Blood" in der ersten Zeit immer noch zwei Coverversionen dazu packen.

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"Wir haben die Songs nicht verändert, denn sie waren einfach perfekt, haha. Der Sound ist jetzt fetter, wir haben mittlerweile auf C runtergestimmt, dadurch klingt es auch etwas darker, und die Songs knallen sowieso immer noch."

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Ihr habt diese EP neu aufgenommen, wie Du ja sagst wird diese demnächst über euer Label Apostasy veröffentlicht. Inwiefern unterscheiden sich die neuen von den alten Versionen? Die Neuaufnahmen der alten Sepultura-Alben bspw. bieten einen echten Mehrwert, worin siehst Du diesen bei euren Neuaufnahmen konkret?

Gut, dass Du Sepultura ansprichst, der Mehrwert ist nämlich hier genau der gleiche wie bei uns. Man kann diese alten Aufnahmen heute eigentlich keinem mehr zumuten, der die Releases nicht damals schon gehört hat. Und davon gibt es sicher einige, denn wir haben mit den letzten vier Alben auf Apostasy sowie den zwei Vinyl Re-Releases von "Towards The Twilight" und "Thunderbeast" viele neue Fans hinzugewonnen, welche die 95er Version sicherlich nie gehört haben. Und zum anderen ist es für uns selbst einfach total geil das machen zu können. Es ist ein Luxus: Man hat das erste Demo seiner Band exakt 30 Jahre später musikalisch unverändert neu aufgenommen, es wird von niemand geringerem als dem ´Göteborgman´ Fredrik Nordström gemischt und gemastert, das Cover wird von Paolo Girardi nachgemalt und dabei gleich noch neu interpretiert, und das ganze erscheint als Digipack, MC, Download und mehreren Vinyl-Editionen im Klappcover bei Apostasy Records. So eine Chance kommt nicht wieder. Es ist einfach auch spannend für uns das auszuprobieren. Wir haben die Songs nicht verändert, denn sie waren einfach perfekt, haha. Der Sound ist jetzt fetter, wir haben mittlerweile auf C runtergestimmt, dadurch klingt es auch etwas darker, und die Songs knallen sowieso immer noch.

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"Wenn alle in der Szene technisch- und theoretisch perfekt ausgebildete Musiker wären, wäre der Output ziemlich langweilig, denke ich."

"Nuclear Blast wollten uns zu Peter Tägtren ins Abyss-Studio nach Schweden schicken, aber wir lehnten ab, weil wir faul waren und in der Nähe aufnehmen wollten."

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Ehrlicherweise muss ich ja sagen, dass ich eure ersten Aufnahmen, gerade auch das “Towards the twilight” -Album, das ja damals groß von Nuclear Blast vermarktet wurde, im Gegensatz zu vielen schwedischen Bands eher etwas harmlos fand. Im Rahmen dieses Interviews habe ich ein paar alte Interviews mit Euch / Dir gelesen und irgendwo sagtest Du, dass ihr damals gar nicht wirklich melancholische Musik schreiben konntet, was sich mit meinem Empfinden der damaligen Aufnahmen deckt. Gerade die neueren Alben empfinde ich als etwas, das damals bei Euch als Potenzial vorhanden war, aber nicht wirklich rübergebracht werden konnte. Wie siehst Du das?

Die Nuclear Blast-Alben klangen im Vergleich zu den schwedischen Sachen etwas gemäßigter, stimmt. Das lag zum einen daran dass wir damals noch auf D-Tuning gespielt haben und weil wir nicht in einem Death Metal - erprobten Studio aufgenommen haben. Unser damaliger Produzent Wolfgang Stach hatte zu der Zeit einen Mega Chart - Erfolg mit dem Durchbruch der Guano Apes ("Open Your Eyes"). Er hatte zwar auch Sachen wie Sodom und Sinister gemacht, aber jetzt nichts spezifisch im Melodeath-Bereich. Nuclear Blast wollten uns zu Peter Tägtren ins Abyss-Studio nach Schweden schicken, aber wir lehnten ab, weil wir faul waren und in der Nähe aufnehmen wollten. Überhaupt wollten wir auch einen anderen Sound haben. Strategisch vielleicht eine der nicht ganz so guten Entscheidungen gewesen damals, haha. Andererseits hoben wir uns durch die andere Produktion und auch das ein oder andere Riff schon vom Einheitsbrei ab mit den Alben, was aus heutiger Sicht gar nicht so verkehrt ist.

Es ist wirklich verblüffend, wie schnell man damals von der Presse als Plagiat abgestempelt wurde, obwohl man verglichen mit dem was heute so abgeht eigentlich noch ziemlich originell war. Aber die ewigen Vergleiche haben damals zunehmend genervt und speziell seit der Nuclear Blast-Phase unsere Entscheidungen auch nicht zum Guten beeinflusst. Sogar Bands wie Grave wurden klein gemacht weil Sie zu sehr nach Entombed und Dismember klangen, aber irgendwie zu spät dran waren. Es gab immer was zu meckern, ganz ganz schrecklich. Heute liest man hingegen nicht selten Sachen wie „klingt exakt wie Left Hand Path – 9 Punkte“. Bands können das gleiche Ziel vor Augen haben, die Ergebnisse unterscheiden sich aber natürlich trotzdem aufgrund verschiedener Faktoren. Ich nenne das mal Limitierungen. Einige dieser Limitierungen kann man nur schwer kurzfristig beeinflussen, v.a. die musikalische Limitierung, die Budget-Limitierung, usw. Venom haben sicherlich auch nicht mit Absicht immer so simple Sachen gespielt. Hätten Sie technisch mehr auf dem Kasten gehabt hätten Sie vielleicht mehr nach Metallica geklungen, aber zum Glück war das nicht so, haha. Wenn alle in der Szene technisch- und theoretisch perfekt ausgebildete Musiker wären, wäre der Output ziemlich langweilig, denke ich. Du siehst, ich denke über so etwas nach. Wenn man 30 Jahre mit der gleichen Band veröffentlicht liegt das aber auch nahe. Man ist mit der Zeit ein anderer Mensch geworden. Man reflektiert natürlich warum man was wie gemacht hat. Dazu gehört bei mir auch das Songwriting.

Aber nun genug der Kritik, haha. Gerade eure neueren Alben seit dem 2018er “Comeback”-Album finde ich durchweg sehr stark. Welches ist dein persönlicher Favorit dieser letzten vier Alben?

Das kann ich so gar nicht sagen, dazu reicht der zeitliche Abstand zu den Veröffentlichungen einfach noch nicht schätze ich. Liegt vielleicht auch daran, dass wir bewusst nicht so viel verändert haben bei den Alben. Was wohl passiert, ist, dass wenn wir es mit einer Zutat etwas übertreiben, wird diese beim nächsten Album eher wieder etwas gemäßigter ausfallen und dafür eine andere verstärkt werden. Beispielsweise war uns der Mix auf der "Black Stream" zu schick und transparent, man konnte schon alle Instrumente gut heraushören. Das haben wir dann mit dem "Shadowreaper"-Album wieder geändert. Hier klingt alles schön krachig und das gab uns wieder den richtigen Kick. Raus aus dem Wohnzimmer, zurück in die Garage quasi. Mit diesem Gedanken gehen wir auch gerade an die neuen Songs ran.

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"Dass die Zeit dafür nicht reif war ist gar nicht mal das Problem in unserem Fall, haha. Das Problem ist, das wir den Stil überhaupt so schnell so radikal geändert haben und dazu die Umsetzung der Ideen nicht gut genug war, damit es hätte erfolgreich hätte werden können."

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In einigen Interviews wurdest Du ja auch auf die Möglichkeit des Durchbruchs von Night in Gales zu Zeiten des Debütalbums und der Zeit danach angesprochen, was dann ja bekanntlich nicht so klappte. Wobei es ja einige Bands gäbe, die das als Lebensunterhalt machen könnten, sich aber bewusst dagegen entschieden haben, weil sie eben heutzutage nicht Minimum 100 Konzerte im Jahr spielen wollen. Aber das ist ein anderes Thema. Ihr habt dann ja auch experimentiert, wobei das ja eine Zeit Ende der 90er/ Anfang 2000 war, in der viele Bands damit anfingen, alte Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu beschreiten, ich denke an Bands wie Samael, Tiamat oder auch Kreator. Viele dieser Bands, wie Kreator auch, sind zu ihrem Old School-Sound zurückgekehrt, wobei mittlerweile retrospektiv auch die experimentelleren Alben viel besser (meiner Meinung nach vollkommen zurecht) bei den Anhängern wegkommen als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. War damals die Zeit nicht reif für eure damaligen Änderungen?

Dass die Zeit dafür nicht reif war ist gar nicht mal das Problem in unserem Fall, haha. Das Problem ist, das wir den Stil überhaupt so schnell so radikal geändert haben und dazu die Umsetzung der Ideen nicht gut genug war, damit es hätte erfolgreich hätte werden können. Wenn man einen Stil so stark ändert, muss man sich sicher sein, dass man damit mindestens so viele neue Fans dazu gewinnt wie man durch den Schritt verlieren wird. Aber so eine Analyse gab es ja bei uns überhaupt nicht, geschweige denn noch eine gemeinsame Zielrichtung. Stattdessen eine gehörige Portion Künstler-Arroganz nach dem Motto „ich mache die Musik ja nicht für andere“, haha. Aber das stimmt natürlich nicht. Musiker machen die Musik für die Fans und die Plattenfirma. Wenn Dir beides weg bricht, lernst Du das. Du kannst die Musik dann für Dich selbst machen, klar. Dafür musst Du damit einfach nur in Deinem Keller bleiben.

Aber es lag irgendwie schon auch etwas in der Luft in dieser Zeit, das stimmt natürlich. Nicht nur wir haben da gehörigen Mist gebaut, haha.

Stichwort Melo-Death, kannst Du uns neben den bekannten und weniger bekannten Vertretern wie In Flames, Dark Tranquility, At The Gates, Dawn, Gates of Ishtar, Eucharist, Sacramentum, Ablaze my Sorrow etc. noch einige vielleicht fast gänzlich unbekannte Perlen nennen, denen nie eine größere Zuhörerschaft vergönnt war?

Harasai (RIP) aus Essen haben in den 2010er Jahren zwei recht coole Alben veröffentlicht. Ansonsten fällt mir aus den 90ern selbst gerade auch außer Dissection und Unanimated nichts essentielles ein was Du oben nicht schon aufgeführt hast. Aber wenn auch nicht purer Melodeath, nenne ich bei dem Thema immer auch Desultory, Paradise Lost, Amorphis, My Dying Bride, Cradle of Filth, Anathema und  Cemetary mit zu den Bands, da Sie den Boden für den Stil bereitet haben.

Erzähl doch mal was zu eurer Heimatstadt  Voerde. Laut Wikipedia eine Stadt mit knapp 36.000 Einwohnern, also eine Mittelstadt, wie sie es unzählige Mal in Deutschland gibt. Wie war eure Jugend dort, wie prägte euch das als Band, lebt ihr bzw. einige von Euch immer noch dort? Durch die unmittelbare Nähe zu Duisburg und Oberhausen hat sich wahrscheinlich schon damals (sub-) kulturell sehr viel in diese Städte bzw. den Pott verlagert, oder?!

Christian Müller kannte ich von der Schule, wir lärmten zu zweit unter dem Namen "Tombstone" schon seit 1990 im Stile von Grave und Pungent Stench. Mein Bruder kannte Tobias aus seiner Mofa-Clique damals. Als wir mit der ersten richtigen Band vor Night In Gales, "Intestinal Ulcer" einen Basser suchten, war er also schnell gefunden. Die anderen kamen auch alle aus der näheren Umgebung bzw. Vororten von Voerde. Christan Bass haben wir in Dinslaken aufgegabelt. Wir haben von Begin an im Keller unseres Elternhauses in Voerde geprobt, bis 1997. Tobias lebt als einziger immer noch dort. Frank hat es ins benachbarte Hünxe verschlagen. Christian und ich wohnen mittlerweile nach unterschiedlichen Zwischenstationen in Moers. Wie uns Voerde geprägt hat? Ich denke in dem Sinne, dass es ein guter Ort zum Aufwachsen war, wo es an nichts gefehlt hat und man auch durch die Unterstützung der Eltern in der Lage war, schon früh und neben Schulabschluss und Co. eine Band aufzuziehen und nichts anderes mehr im Kopf zu haben, haha. Also ich fand dass das eine super Zeit in Voerde war und würde mit nichts anderem tauschen wollen. Nur irgendwann war es mir zu eng dort, ich mag es nicht, wenn man in jedem Geschäft zwei Leute noch von der Schule kennt und man auf jedem Zebrastreifen einem zuwinkt.  

Einige Night in Gales-Mitglieder haben dann  ja auch mit In Blackest Velvet musiziert, die 2001 ein tolles Melodic Death Metal-Album aufgenommen haben. War das die bewusste Gegenreaktion zum ungefähr zeitgleich erschienenen “Necrodynamic” Album von Night in Gales?

Falls ja, war es eine richtige und wichtige Gegenreaktion, haha. Aber Spaß beiseite: nein, der Zeitpunkt war bloßer Zufall, glaube ich. Es hat einfach etwas gedauert. bis das Album komplett geschrieben und aufnahmefähig war und ein Label gefunden war. Die anderen Mitglieder hatten zuvor auch schon in anderen Konstellationen als „Pope Death Threat“ und „Flames Await“ zusammen gespielt, genauso gab es noch „God Said War“ und „Deadloss“, in denen Musiker sich öfters mal die Klinke in die Hand gaben damals. Das müsste man echt mal aufmalen, wer da alles mit wem was zusammengemacht hat, dürfte ein schönes Spinnennetz werden.

Ich habe übrigens im Rahmen meiner Recherchen gesehen, dass ich ein weiteres Werk mit Dir besitze und zwar das Bloodred Bacteria-Album, musikalisch scheinst Du ja echt auf unterschiedlichsten Pfaden unterwegs zu sein, gerade wenn ich da auch an Gloryful denke. Was sind deine Erinnerungen an die Zeit mit Bloodred Bacteria?

Bloodred Bacteria war die Grindcore-Band, die man einfach machen musste. Das Ganze ging aus von unserem Drummer Christian (Bass, heute Heaven Shall Burn), er war völlig auf dem Power Violence und Noise / Crust / Grind -Trip in dieser Zeit um die Jahrtausendwende. Wir konnten uns auf Brutal Truth und Total Fucking Destruction einigen und legten los. Am Bass war anfangs Jan (Vox/Bass Agathocles), gefolgt von Michael Löttgen (ex-Deadloss), am Gesang Chucky, gefolgt von Christian Müller. Es ging darum, mal ein Gegenpol zu dem zu machen, was wir mit Night In Gales machten. Vor allem auch völlig frei von jeglichen Business-Gedanken, stattdessen DIY und soviele Split 7“ wie möglich rauszubringen. Es war auch eine Art Stressventil, da mehr und mehr Dinge in diesen Jahren bei Night In Gales schief liefen.

Dann gab es auch noch Deadsoil von 2005 - 2008, bei denen ich auch mit Christian zusammenspielte. Für den Durchbruch in der Metalcore-Hochphase fehlte uns allerdings das militant-vegane Image damals, die Musik alleine reichte nicht um genug Shirts zu verkaufen. Aber Spaß hat es auch hier trotzdem gemacht, es war eine gute Truppe und damals noch eine komplett andere Szene. Bei Night In Gales war auch erstmal die Luft raus. Wir waren in einer Art Besinnungsphase, nahmen Promos auf und gingen damit auf Labelsuche.

Gloryful folgte dann 2010. Das war eine spontane Idee - als ich Johnnys Stimme beim Karaoke - Abend auf der Wii hörte, war es um mich geschehen. Mit dem musste man einfach eine True Metal - Band machen, das war sofort klar. Auch eine gute Zeit, wenn auch leider etwas abrupt beendet letztes Jahr.

Die letzten Worte gehören Dir....

Vielen Dank für den Support, Gerald, das Interview hat echt Spaß gemacht, weil gut recherchierte und interessante Fragen, wie man sie nicht alle Tage bekommt, dabei waren. Vielen Dank an alle, die uns seit so vielen Jahren supporten, die Alben kaufen und auf die Konzerte kommen. Schaut auch gerne immer mal wieder in unserem Bandcamp - Onlineshop vorbei, da gibt es so einige Schnäppchen und immer auch exklusives Merch, und der Weg zum Apostasy - Backkatalog ist von da auch nur ein Klick-weit, es lohnt sich!